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Autismus, Dyspraxie und verbale Entwicklungsdyspraxie: Ein oft übersehener Zusammenhang

Aktualisiert: vor 6 Tagen




Autismus, Dyspraxie und verbale Entwicklungsdyspraxie: Ein oft übersehener Zusammenhang


Kinder mit Autismus zeigen häufig Begleitstörungen, die ihre motorische und sprachliche Entwicklung erheblich beeinflussen. Eine dieser oft übersehenen Störungen ist die Dyspraxie – eine Entwicklungsstörung der Bewegung und Koordination. Besonders bedeutsam ist dabei die verbale Entwicklungsdyspraxie (VED), eine neurologisch bedingte Störung, die die Planung und Koordination der Sprechmotorik erschwert. Doch wie hängen Autismus und Dyspraxie zusammen? Welche frühen Anzeichen sollten Eltern alarmieren? Und welche gezielten Fördermaßnahmen sind entscheidend?


Häufigkeit des gemeinsamen Auftretens von Autismus und Dyspraxie

Internationale Untersuchungen zeigen, dass von 10.000 Kindern etwa 63 von einer tiefgreifenden Entwicklungsstörung betroffen sind, wobei 17 davon mit Autismus diagnostiziert werden. Die Dyspraxie Stiftung UK schätzt, dass etwa 10 % der Menschen mit Dyspraxie auch Autismus haben. Diese Zahlen verdeutlichen, dass das gleichzeitige Auftreten von Autismus und Dyspraxie nicht selten ist.

Autismus (ASD) ist oft mit Unterschieden in der Kommunikation, sozialen Interaktion und den sensorischen Verarbeitungsmechanismen verbunden, die typischerweise in Bereichen wie dem sozialen Kortex und den prämotorischen Bereichen des Gehirns zu finden sind. Dyspraxie (auch als Entwicklungskoordinationstörung bezeichnet) betrifft hauptsächlich die motorischen Fähigkeiten und ist oft mit einer ineffizienten Verbindung zwischen den Bereichen des Gehirns, die für die Planung und Ausführung von Bewegungen verantwortlich sind, wie dem Kleinhirn und den Basalganglien, verbunden.

In der Praxis gibt es jedoch Überschneidungen, da sowohl bei Autismus als auch bei Dyspraxie neurologische Unterschiede auftreten können, die zu einer Beeinträchtigung von Bewegung und/oder sozialen Fähigkeiten führen. Manchmal wird Autismus mit motorischen Koordinationsproblemen, wie sie in Dyspraxie zu finden sind, assoziiert.


Aktuelle Studienlage: Wie häufig tritt die Kombination auf?

Untersuchungen zeigen, dass ein beträchtlicher Anteil autistischer Kinder auch Symptome einer Dyspraxie oder VED aufweist. Die Studie von Mostofsky et al. (2022, Kennedy Krieger Institute, USA) belegt, dass bis zu 87 % der autistischen Kinder motorische Koordinationsprobleme haben, die mit dyspraxischen Mustern übereinstimmen. Eine weitere Studie der University of California (Wilson et al., 2023) fand heraus, dass etwa 60 % der autistischen Kinder auch Zeichen einer verbalen Dyspraxie zeigen, insbesondere im frühen Kindesalter.

Auch die Universität Heidelberg beschäftigt sich mit diesem Zusammenhang. In laufenden Forschungen wird untersucht, wie Dyspraxie und Autismus neurologisch miteinander verbunden sind und welche therapeutischen Ansätze die besten Erfolge zeigen.


Was bedeutet das im Kleinkindalter?

Kinder mit Autismus und/oder Dyspraxie zeigen oft schon im frühen Kindesalter Auffälligkeiten, die jedoch häufig als "normale Entwicklungsverzögerungen" fehlinterpretiert werden. Während Kinder mit Autismus oft Schwierigkeiten in der sozialen Interaktion und Kommunikation haben, zeigen Kinder mit Dyspraxie häufig motorische Koordinationsprobleme. In Kombination können diese Störungen zu erheblichen Einschränkungen im Alltag des Kindes führen.


Früherkennung: Wann sollten Eltern aufmerksam werden?

Viele Eltern merken intuitiv, dass „etwas nicht stimmt“, doch es ist oft schwer, genau zu erkennen, woran es liegt. Anzeichen, die auf eine Kombination von Autismus und Dyspraxie hinweisen können:

  • Sprachliche Auffälligkeiten: Das Kind spricht nur wenige Wörter oder zeigt große Schwierigkeiten, Laute korrekt zu bilden (z. B. stark verwaschene oder undeutliche Sprache).

  • Verzögerte oder ungewöhnliche motorische Entwicklung: Probleme beim Greifen, Krabbeln, Laufen oder der allgemeinen Körperkoordination.

  • Unübliche Lautäußerungen: Das Kind zeigt häufige Suchbewegungen des Mundes oder wirkt angestrengt beim Sprechen.

  • Schwierigkeiten bei alltäglichen Bewegungen: Probleme beim Anziehen, Essen mit Besteck, Klettern oder Fahrradfahren.

  • Mangelnde Imitation: Babys und Kleinkinder mit Dyspraxie und Autismus zeigen oft weniger Nachahmungsverhalten – ein wichtiger Bestandteil des frühen Spracherwerbs.

  • Hohe Frustrationstoleranz oder Rückzug: Kinder mit VED oder Dyspraxie wirken oft still und zurückgezogen, da sie Schwierigkeiten haben, sich sprachlich oder motorisch auszudrücken.

  • Bei Autismus: das Kind geht in der Kita nicht in den Morgenkreis!


Dringender Handlungsbedarf: Warum ein Besuch beim Kinderarzt oder SPZ so wichtig ist

Wenn Eltern solche Auffälligkeiten bemerken, ist eine frühzeitige Abklärung entscheidend. Der erste Schritt führt zum Kinderarzt, der eine Überweisung an ein Sozialpädiatrisches Zentrum (SPZ) oder einen spezialisierten Kinder- und Jugendpsychiater ausstellen kann. Besonders wichtig ist eine umfassende Diagnostik, da viele autistische Kinder lange Zeit nicht als dyspraxisch erkannt werden.


Wichtige Therapieansätze


  • Logopädie und Sprachförderung


Ko-Art und Vedit: Diese speziellen logopädischen Ansätze sind wirksam, wenn es darum geht, die motorische Planung der Sprache bei Kindern mit Dyspraxie und VED zu unterstützen. Sie fokussieren sich auf die Verbesserung der Laut- und Wortproduktion durch gezielte Übungen. Sie sind jedoch nur dann wirklich wirksam, wenn sie gezielt und angepasst an das jeweilige Kind eingesetzt werden.


  • Besonderheiten bei Autismus und rezeptive Wiederholungen: Kinder mit Autismus haben häufig Schwierigkeiten mit der rezeptiven Imitation, was bedeutet, dass Übungen, bei denen Laute oder Wörter wiederholt werden müssen, oftmals nicht erfolgreich sind. Deshalb sollten logopädische Ansätze, die auf Nachahmung und Wiederholung beruhen, angepasst oder durch alternative Methoden ergänzt werden.


  • Mundmotorik-Übungen bei VED: Kinder mit VED benötigen spezifische Übungen zur Stärkung der Zungen- und Lippenkoordination, wie z. B. Blasübungen (Seifenblasen pusten, durch einen Strohhalm blasen) und gezielte Kaugummi- und Lutschtechniken, um die Muskeln im Mundbereich zu trainieren.

  • Castillo Morales: Diese Methode wird oft in Verbindung mit Pusteübungen wie Seifenblasen pusten oder durch einen Strohhalm blasen eingesetzt, um die Muskulatur im Mundbereich gezielt zu kräftigen und zu koordinieren. Diese Übungen unterstützen nicht nur die Lippen- und Zungenkoordination, sondern auch die allgemeine Mundmotorik und Atemkontrolle, die für eine klare Sprache wichtig sind.



    Autismus, Dyspraxie und verbale Entwicklungsdyspraxie: Ein oft übersehener Zusammenhang


  • Sensorische Integrationstherapie und Ergotherapie


    • Sensorische Integrationstherapie hilft Kindern mit Dyspraxie und Autismus, sensorische Reize besser zu verarbeiten. Sie trägt dazu bei, die Körperwahrnehmung und -koordination zu fördern.

    • Übungen auf instabilen Untergründen (z. B. Wackelbretter) fördern das Gleichgewicht.

    • Klettern an niedrigen Kletterwänden oder Kriechtunneln stärkt die Muskelkoordination.

    • „Schwerarbeit“-Aktivitäten wie Ziehen, Schieben oder das Tragen kleiner Gewichte helfen, die Tiefenwahrnehmung zu regulieren.


  • Psychotherapie zur Ressourcenentwicklung

    • Psychotherapie ist entscheidend für die Ressourcenentwicklung und Stärkung der emotionalen und sozialen Kompetenzen. In dieser Therapie lernen Kinder, ihre inneren Stärken zu erkennen und ihre Selbstwahrnehmung sowie ihr Selbstbewusstsein zu fördern.

    • Sie bietet einen sicheren Raum, in dem Kinder ihre emotionalen Herausforderungen bewältigen können und positive Bewältigungsstrategien entwickeln.


  • Physiotherapie zur Förderung der Grobmotorik

    • Spezialisierte physiotherapeutische Übungen unterstützen die Entwicklung grundlegender Bewegungsabläufe und verbessern die Grobmotorik.

    • Kletterübungen und Fahrradfahren mit Stützrädern fördern das Gleichgewicht und die Koordination.

    • Bewegungsspiele mit Musik oder Reimen helfen dabei, motorische Abläufe besser zu planen und auszuführen.


🧗‍♂️ Motorik spielerisch fördern:



Wood & Hearts Klettergerüst Set für Kinder (2–6 Jahre)


Das Wood & Hearts Klettergerüst Set ist das perfekte Bewegungs- und Entwicklungsspielzeug für Säuglinge und Kleinkinder. Es wurde speziell für Kinder im Alter von 2 bis 6 Jahren konzipiert und besteht aus drei verschiedenen Teilen: einem Bogen, einer Rampe und einem Kletterdreieck. So können die Kinder entscheiden, welches Teil sie für ihr Spiel nutzen möchten.

💡 Fördert Motorik, Koordination und Mut:

✅ Unterstützt die Entwicklung von Muskeln, Gleichgewicht und Körperkontrolle

✅ Vielseitig – nutzt entweder den Bogen, die Rampe oder das Kletterdreieck

✅ Schult das Selbstvertrauen und den Mut der Kinder beim Klettern

🌱 Hochwertige, nachhaltige Materialien:

✅ Gefertigt aus poliertem Birkensperrholz und Buchenholz

✅ Maximale Tragfähigkeit von 60 kg, getestet bis 100 kg

✅ Verwendung von umweltfreundlichen, wasserbasierten Lacken – keine allergischen Reaktionen oder schädlichen Stoffe

🔒 Sicher und zertifiziert:

✅ CE- und CPC-zertifiziert, entspricht den internationalen Sicherheitsstandards für Spielzeuge

✅ Geeignet für den sicheren Einsatz zu Hause oder im Kindergarten





Balancierbrett:

Das MEOWBABY Balancierbrett ist eine weitere tolle Empfehlung für Kinder mit Dyspraxie! Es unterstützt spielerisch die Gleichgewichtsschulung, Muskelaufbau und Körperkontrolle, was für betroffene Kinder besonders wertvoll ist.

💡 Gleichgewicht fördern mit Spaß:

✅ Fördert Motorik und Koordination

✅ Unterstützt das Körperbewusstsein

✅ Vielseitig als Wippe, Brücke oder Schaukel nutzbar





Wie Eltern unterstützen können:


  • Strukturierte Alltagsgestaltung

    Kinder mit Dyspraxie und Autismus profitieren von klar strukturierten Abläufen und Routinen:

    • Schritt-für-Schritt-Anleitungen: Z. B. beim Anziehen visuell und verbal in kleinen Einzelschritten erklären.

    • Visuelle Unterstützung für Routinen: Bildkarten oder kleine Anleitungen helfen, alltägliche Aufgaben besser zu verstehen und durchzuführen.

    • Übergänge gut vorbereiten: Zeit für Übergänge einplanen und Veränderungen rechtzeitig ankündigen.



      📖 Buchtipp für Eltern und Fachkräfte:


      👉 VED – Verbale Entwicklungsdyspraxie verständlich erklärt – Ein praxisnahes Buch, das betroffenen Familien und Fachleuten hilft, die Herausforderungen dieser Sprachstörung besser zu verstehen und gezielt zu unterstützen.


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  • Unterstützte Kommunikation zur Überbrückung von Sprachbarrieren

    Bei schweren Sprachbarrieren sind alternative Kommunikationsmethoden notwendig:

    • Gebärdenunterstützte Kommunikation (GuK) oder einfache Handzeichen zur Verständigung.

    • Symbolkarten oder elektronische Kommunikationshilfen, z. B. Talker-Geräte, können ebenfalls helfen, Sprachbarrieren zu überwinden.


  • Eltern-Coaching und spezialisierte Therapieangebote

    Eltern sollten sich frühzeitig über spezialisierte Therapieansätze informieren, da herkömmliche Therapien nicht immer auf Dyspraxie oder VED in Verbindung mit Autismus ausgerichtet sind:

    • Fachärzte für Neuropädiatrie oder Kinder- und Jugendpsychiatrie zur fundierten Diagnose hinzuziehen.

    • Therapiezentren mit Spezialisierung auf VED, Dyspraxie und Autismus aufsuchen.

    • Elterntrainings für unterstützte Kommunikation und motorische Förderung in Anspruch nehmen.

Fazit

Die enge Verbindung zwischen Autismus, Dyspraxie und VED erfordert eine gezielte, frühe Förderung. Da diese Herausforderungen oft nicht ausreichend in herkömmlichen Therapien berücksichtigt werden, ist es wichtig, individuelle und spezialisierte Behandlungsmethoden anzuwenden. Mit der richtigen Unterstützung und einer frühzeitigen, multimodalen Förderung können betroffene Kinder erhebliche Fortschritte in ihrer sprachlichen und motorischen Entwicklung erzielen und ihre emotionalen und sozialen Kompetenzen weiter ausbauen.


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