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Die Ängste von Kindern: Die "BIG Three" – Externe Bedrohungen treffen auf persönliche Sorgen

Aktualisiert: vor 6 Tagen






Die Ängste von Kindern: Die "BIG Three" – Externe Bedrohungen treffen auf persönliche Sorgen


Kinder und Jugendliche wachsen in einer Zeit auf, die von multiplen globalen Krisen geprägt ist: die COVID-19-Pandemie, der Krieg in der Ukraine und die Klimakrise – diese „BIG THREE“, ein von mir geprägter Begriff, sind ständige Themen in den Medien und im Alltag. Äußeren Bedrohungen treffen auf bereits bestehende kindliche Ängste, wie schulischen Leistungsdruck, soziale Unsicherheiten oder familiäre Herausforderungen. Besonders besorgniserregend ist, dass diese Krisen nicht nur neue Sorgen erzeugen, sondern auch bestehende psychische Störungen wie Angststörungen, Depressionen und Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörungen (ADHS) verstärken.


Studien zeigen, dass seit Beginn der Pandemie psychische Belastungen bei Kindern und Jugendlichen deutlich zugenommen haben. Während sich Symptome wie Ängste, sozialer Rückzug oder Konzentrationsprobleme bei vielen verstärken, bleibt die gesellschaftliche Auseinandersetzung mit diesen Folgen oft unzureichend. In Schulen wird weiterhin nach Lehrplan gearbeitet, während Themen wie Krieg, Klimawandel und Zukunftsängste selten aktiv aufgegriffen werden. Eltern bemerken Veränderungen im Verhalten ihrer Kinder, doch oft fehlen Anlaufstellen oder Strategien zur Unterstützung.



Die Ängste von Kindern: Die "BIG Three" – Externe Bedrohungen treffen auf persönliche Sorgen


  1. Die anhaltenden Folgen der Corona-Pandemie und die latente Bedrohung


Die Corona-Pandemie hat tiefe Spuren hinterlassen, die auch heute noch sichtbar sind. Viele Kinder kämpfen weiterhin mit Ängsten, sozialer Unsicherheit und verändertem Freizeitverhalten. Der Verlust von Familienmitgliedern und die jahrelange Isolation haben das Sicherheitsgefühl vieler nachhaltig erschüttert. Besonders für Kinder, die bereits vor der Pandemie mit sozialen Ängsten oder Konzentrationsproblemen zu kämpfen hatten, verstärkten sich diese Symptome durch die ständige Konfrontation mit beängstigenden Nachrichten und der Isolation.


Soziale Kontakte

Nach der Pandemie fällt es vielen Kindern schwer, soziale Kontakte wieder aufzunehmen. Die langen Phasen der Isolation haben Freundschaften auseinanderbrechen lassen, und soziale Interaktionen erscheinen nun ungewohnt oder belastend. Besonders betroffen sind zurückhaltende Kinder, die sich weiterhin zurückziehen, was durch den zunehmenden Konsum digitaler Medien noch verstärkt wird. Der vermehrte Einsatz von Computern und Smartphones hat sich bei vielen Kindern und Jugendlichen verstetigt, sodass sie vermehrt in der digitalen Welt nach Sicherheit und Kontrolle suchen. Diese virtuelle Flucht hat jedoch auch dazu geführt, dass sie sich schwerer auf persönliche Begegnungen und längere Gespräche einlassen können.





Neben den direkten Folgen der Pandemie sorgt auch die latente Bedrohung einer erneuten Krise für anhaltende psychische Belastung. Die Vorstellung, dass eine ähnliche Pandemie jederzeit wieder auftreten könnte, bleibt in den Köpfen vieler Kinder und Erwachsenen präsent. Diese ständige Unsicherheit führt zu einem Gefühl der Bedrohung, das sich in verstärkter Sorge um die eigene Gesundheit, Schlafstörungen und sozialer Rückkehrangst äußert. Die psychische Belastung durch diese latente Angst wird durch das Fehlen ausreichender Unterstützung verstärkt. Viele Kinder, die während der Pandemie bereits bestehende Ängste, Depressionen oder Konzentrationsprobleme hatten, erleben eine Verschlechterung ihrer Symptome. Leider haben viele von ihnen noch immer keinen Zugang zu adäquater psychotherapeutischer Hilfe. Die Wartezeiten auf eine Behandlung bei Kinder- und Jugendpsychiatern sind lang, und in vielen Fällen bleibt die notwendige Unterstützung aus.


Die Langzeitfolgen der Pandemie auf die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen sind durch Studien belegt. Eine Langzeitstudie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) zeigt, dass bis heute jedes dritte Kind unter erhöhter Angst, depressiven Verstimmungen oder sozialem Rückzug leidet. Besonders stark betroffen sind Kinder, die während der Pandemie Verluste erlebten oder wenig Unterstützung im familiären Umfeld hatten. Laut einer Umfrage der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie berichten viele Lehrerinnen und Lehrer, dass Kinder auch heute noch weniger soziale Kompetenzen aufweisen und sich schwerer in Gruppen integrieren können.

Während die Gesellschaft scheinbar zur Normalität zurückkehrt, bleiben die Ängste vieler Kinder unbeachtet. Diese langanhaltenden psychischen Belastungen, die durch die Corona-Pandemie und die latente Bedrohung zukünftiger Krisen verschärft werden, stellen eine gesellschaftliche Herausforderung dar, die dringend mehr Aufmerksamkeit - auch im Schulalltag- erfordert.



Die Ängste von Kindern: Die "BIG Three" – Externe Bedrohungen treffen auf persönliche Sorgen

  1. Krieg, geopolitische Unsicherheit und der Rückzug der Weltmächte

Die fortwährende Berichterstattung über den Krieg in der Ukraine sowie über die geopolitische Instabilität, die durch diesen Konflikt verstärkt wird, stellt für viele Kinder eine ständige Quelle der Angst dar. Sie sehen Nachrichten über Opferzahlen, Zerstörungen und hören von einer eskalierenden Gewalt, die in Europa selbst zu spürbaren Auswirkungen führt. Besonders erschreckend ist die Vorstellung, dass ein globaler Krieg, eventuell sogar ein atomarer Konflikt, die Welt zerstören könnte.


Ein weiterer Faktor, der die Ängste verstärkt, ist die Wahrnehmung, dass die Weltordnung ins Wanken gerät. Amerika, einst eine stabilisierende Macht, zieht sich zunehmend aus seiner Verantwortung für Europa zurück. Die Drohung, dass die Vereinigten Staaten nicht mehr ausreichend in geopolitischen Krisen eingreifen werden, sorgt bei vielen Kindern für das Gefühl, dass die Welt noch unsicherer wird. Sie spüren, dass die Stabilität, die sie einst als selbstverständlich angesehen haben, nicht mehr gegeben ist.


Konkret im Alltag

Kinder erleben die aktuellen Krisen nicht abstrakt, sondern als eine direkte Bedrohung ihrer Sicherheit. Der Kontrollverlust, den sie während der Pandemie erfahren haben, setzt sich in einer Welt fort, die von geopolitischer Unsicherheit und Kriegsängsten geprägt ist. Nachrichten über den Ukraine-Krieg, Konflikte im Nahen Osten und mögliche Bedrohungen durch atomare Eskalationen sind allgegenwärtig. Sie hören Gespräche über steigende Rüstungsausgaben, den Rückzug der USA aus globalen Verpflichtungen und eine instabile Weltordnung.

Diese Unsicherheiten äußern sich im Alltag oft in konkreten Ängsten: Kinder ziehen sich zurück, entwickeln Schlafstörungen oder sind übermäßig besorgt um die Sicherheit ihrer Familie. Manche reagieren mit einem verstärkten Bedürfnis nach Kontrolle – sei es durch rigide Routinen, zwanghaftes Nachrichtenlesen oder den Rückzug in digitale Welten. Andere zeigen Konzentrationsprobleme, weil die diffuse Angst vor einem ungewissen Morgen ihre Gedanken beherrscht.

Besonders betroffen sind Kinder, die bereits durch die Pandemie mit dem Gefühl aufgewachsen sind, dass die Welt jederzeit aus den Fugen geraten kann. Sie erleben nicht nur persönliche Unsicherheiten, sondern auch eine fundamentale Angst um ihre

Zukunft: Wird es Krieg geben? Sind wir in Gefahr? Was passiert mit unserer Welt? Diese Fragen sind für viele Kinder heute präsenter denn je.



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  1. Klimawandel: Die Zerstörung der Zukunft


Naturkatastrophen wie Hitzewellen, Überschwemmungen und Waldbrände sind längst keine fernen Ereignisse mehr – sie geschehen direkt vor der Haustür. Kinder erleben, dass Sommer immer heißer werden, Wasser knapp wird oder plötzlich Straßen unter Wasser stehen. Bilder von brennenden Wäldern, hungernden Tieren oder überfluteten Städten vermitteln ihnen das Gefühl, dass die Welt aus den Fugen gerät. Die ständige Berichterstattung über Klimakatastrophen verstärkt die Angst, dass die Erde unwiderruflich zerstört wird. Was bedeutet das für ihre Zukunft? Wird ihr Lebensraum noch bewohnbar sein?


Konkret im Alltag- Die Ängste von Kindern

Viele Kinder reagieren auf diese Bedrohung mit tiefen Zukunftsängsten. Sie stellen sich Fragen wie: "Lohnt es sich überhaupt noch, zu studieren oder eine Familie zu gründen?" Einige entwickeln ein starkes Umweltbewusstsein und versuchen, mit ihrem Verhalten etwas zu bewirken – etwa durch vegane Ernährung oder den Verzicht auf Flugreisen. Andere fühlen sich ohnmächtig, weil sie sehen, dass Erwachsene zu wenig tun, um den Klimawandel zu stoppen.


Manche Kinder leiden unter "Klima-Angst" (Eco-Anxiety) – einer tiefen Furcht vor den Folgen der Erderwärmung. Sie äußert sich durch Schlafstörungen, Panikgefühle oder den Rückzug aus sozialen Aktivitäten. Besonders belastend ist die Wahrnehmung, dass sich die Welt in einer Krise befindet, während die Politik nur langsam oder unzureichend handelt. Das verstärkt das Gefühl, dass ihre Generation die Hauptlast der Klimakrise tragen muss, ohne echte Kontrolle über die Situation zu haben.


Wie äußern sich diese Ängste konkret im Alltag der Kinder?


Die Ängste, die durch die aktuellen Krisen und politischen Veränderungen ausgelöst werden, zeigen sich im Alltag der Kinder auf verschiedene Weise:

  • Verhaltensauffälligkeiten: Kinder reagieren häufig mit Rückzug, Aggression oder Wutausbrüchen. Ein Kind, das Angst vor einem Krieg hat, könnte nachts aufwachen und nach seinen Eltern rufen, aus der Angst heraus, sie zu verlieren. Diese Ängste hindern das Kind daran, sich zu entspannen oder alltägliche Routinen zu genießen.

  • Konzentrationsprobleme: Die ständige Besorgnis über globale Ereignisse und deren Auswirkungen auf die eigene Familie kann dazu führen, dass Kinder sich in der Schule nicht konzentrieren können. Gedanken über die politische Lage oder die Gesundheit der Eltern beeinträchtigen ihre Fähigkeit, sich auf Hausaufgaben oder Gespräche mit Freunden zu fokussieren.

  • Körperliche Symptome: Kinder, die mit intensiven Ängsten leben, klagen häufig über körperliche Beschwerden wie Bauchschmerzen, Kopfschmerzen oder Übelkeit. Diese Symptome treten besonders dann auf, wenn das Kind mit den externen Bedrohungen und den daraus resultierenden Unsicherheiten konfrontiert wird.


Abgrenzung zu klinischen Störungen

Es ist wichtig zu verstehen, dass diese äußeren Bedrohungen nicht direkt mit klinischen Störungen wie Angststörungen oder Depressionen gleichzusetzen sind, sondern vielmehr bestehende Ängste und Sorgen verstärken können. Die BIG THREE sind gesellschaftliche Phänomene, die psychische Belastungen erzeugen und das Leben von Kindern und Jugendlichen erschweren, jedoch nicht automatisch klinische Erkrankungen hervorrufen. Doch in vielen Fällen können sich daraus durchaus ernsthafte psychische Belastungen entwickeln, die die Lebensqualität der Kinder beeinträchtigen.

Während die Ängste, die durch die „BIG THREE“ ausgelöst werden, verständlich und nachvollziehbar sind, ist es wichtig, zwischen allgemeinen Sorgen und klinischen psychischen Störungen zu differenzieren. Klinische Störungen wie Angststörungen, Depressionen oder posttraumatische Belastungsstörungen (PTBS) benötigen eine fundierte therapeutische Behandlung. Wenn ein Kind Symptome zeigt, die über das normale Maß hinausgehen – wie etwa extreme Vermeidung von alltäglichen Aktivitäten, anhaltende Traurigkeit oder übermäßige Ängste, die das Leben des Kindes stark einschränken – ist professionelle Unterstützung dringend erforderlich.

Eltern können den ersten Schritt machen, indem sie aufmerksam auf die emotionalen Bedürfnisse ihrer Kinder achten und offen für Gespräche sind. Doch bei Anzeichen von ernsthaften Störungen sollte die Hilfe eines Fachmanns gesucht werden, um eine angemessene Diagnose und Unterstützung zu gewährleisten.



Die Ängste von Kindern: Die "BIG Three" – Externe Bedrohungen treffen auf persönliche Sorgen


Was Eltern konkret tun können, um ihre Kinder zu unterstützen

  1. Offene Kommunikation: Eltern sollten ihren Kindern einen sicheren Raum bieten, in dem sie über ihre Ängste und Sorgen sprechen können. Es ist wichtig, dass Kinder ihre Gefühle ausdrücken dürfen, ohne sich verurteilt zu fühlen. Eltern sollten aktiv zuhören, ruhig und verständnisvoll bleiben, auch wenn die Ängste der Kinder irrational erscheinen mögen.

  2. Realistische Informationen geben: Eltern sollten ihre Kinder in altersgerechter Weise über aktuelle Ereignisse informieren. Keine Geheimniskrämerei! Ängste können durch das Setzen der tatsächlichen Risiken in Perspektive gemildert werden, ohne unnötige Panik zu verbreiten.

  3. Routinen und Stabilität bieten: Ein klarer Tagesablauf mit regelmäßigen Mahlzeiten, Zeiten für Hausaufgaben und Freizeitaktivitäten gibt Kindern das Gefühl von Sicherheit und Kontrolle. Besonders nach der Pandemie ist eine geregelte Struktur wichtig, um den Kindern zu helfen, sich zu stabilisieren.

  4. Förderung von sozialen Kontakten: Eltern können ihre Kinder ermutigen, wieder soziale Kontakte aufzunehmen – sei es durch Videoanrufe, gemeinsame Aktivitäten oder den Besuch von außerschulischen Programmen. Kleine, vertrauensvolle Treffen können für schüchterne Kinder besonders hilfreich sein.

  5. Begrenzung der Bildschirmzeit: Zu viel digitale Mediennutzung verstärken das Gefühl der Isolation. Eltern sollten darauf achten, dass ihre Kinder Zeit in der realen Welt verbringen, z. B. bei Spaziergängen, Spielen oder kreativen Tätigkeiten.

  6. Gesundheitsbewusstsein stärken: Regelmäßige Bewegung, ausreichend Schlaf und gesunde Ernährung sind wichtig für das psychische Wohlbefinden. Eltern können ihren Kindern helfen, gesunde Gewohnheiten zu entwickeln.

  7. Kognitive und emotionale Fähigkeiten fördern: Eltern können ihre Kinder unterstützen, schwierige Gefühle zu regulieren, z. B. durch Achtsamkeitsübungen oder Problemlösestrategien.

  8. Professionelle Hilfe in Anspruch nehmen: Wenn die Belastungen trotz dieser Maßnahmen nicht nachlassen, sollten Eltern nicht zögern, professionelle Hilfe zu suchen, sei es bei Kinder- und Jugendpsychotherapeuten oder Beratungsdiensten.

  9. Selbstfürsorge der Eltern: Eltern sollten auch auf ihre eigene psychische Gesundheit achten, indem sie regelmäßig Pausen einlegen und sich bei Bedarf Unterstützung suchen. Eine gesunde Balance wirkt sich positiv auf das Wohlbefinden der Kinder aus.

  10. Positives Vorbild sein: Eltern können ihren Kindern durch ihr eigenes Verhalten beibringen, wie man konstruktiv mit Stress, Ängsten und Unsicherheiten umgeht. Ein ruhiges, reflektiertes Verhalten stärkt das Vertrauen der Kinder in ihre eigene Fähigkeit, mit Krisen umzugehen.






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