Habe ich mein Kind traumatisiert? Trauma bei Kindern
- Eva Tam -Systemische Kinderpsychotherapie
- 20. März
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: vor 6 Tagen

Jeder Elternteil hat diesen Gedanken irgendwann mal: Habe ich gerade etwas Unverzeihliches getan? Habe ich mein Kind verletzt – seelisch? Die gute Nachricht: Kinder sind robuster, als wir denken. Die schlechte Nachricht: Bindung ist trotzdem kein Selbstläufer. Ein Kind braucht stabile, verlässliche Bezugspersonen, die es ernst nehmen, seine Gefühle spiegeln und ihm Sicherheit vermitteln. Gelegentliche Konflikte oder Stresssituationen sind dabei nicht das Problem – es kommt darauf an, wie sie aufgefangen werden.
Was ist wirklich ein Trauma – und was nicht?
Ein Trauma ist eine schwerwiegende seelische Verletzung, die das Nervensystem dauerhaft beeinflusst. Doch nicht jede negative Erfahrung ist automatisch traumatisch. Ausschlaggebend sind Intensität, Dauer und die individuellen Bewältigungsstrategien des Kindes. Ein einmaliger Streit oder ein lautstarker Ausbruch der Eltern wird ein Kind nicht zerstören. Ein Trauma entsteht, wenn extreme Belastungen über einen längeren Zeitraum hinweg andauern oder das Kind eine überwältigende Situation allein durchstehen muss.
Typische traumatische Erlebnisse sind:
Körperliche oder seelische Gewalt über längere Zeit
Vernachlässigung oder ständiges Ignoriertwerden
Extreme emotionale Kälte oder Liebesentzug
Anhaltender Stress, bei dem das Kind keine Möglichkeit hat, sich sicher zu fühlen
„Ich habe mein Kind angeschrien“ ist kein Trauma. „Ich schreie es jeden Tag an, ignoriere seine Bedürfnisse und bestrafe es mit Liebesentzug“ – das kann eines werden. Wie oft es passieren muss, damit ein Trauma entsteht, ist unterschiedlich. Manche Kinder können mit schwierigen Phasen gut umgehen, wenn sie sonst stabile Bindungen haben. Andere sind sensibler und nehmen wiederkehrende emotionale Verletzungen stärker mit. Ausschlaggebend ist, ob das Kind die Möglichkeit bekommt, belastende Erfahrungen mit Hilfe einer sicheren Bezugsperson zu verarbeiten. Zudem spielt das Alter eine Rolle: Jüngere Kinder sind oft verletzlicher, weil ihnen noch Strategien fehlen, um belastende Erlebnisse einzuordnen oder sich aktiv Unterstützung zu suchen. Wiederholte emotionale Zurückweisung kann sich tief ins Selbstbild eingraben – auch wenn sie weniger offensichtlich ist als körperliche Gewalt.
Bindung ist alles
Ein sicher gebundenes Kind überlebt auch mal einen schlechten Tag der Eltern. Entscheidend ist die Gesamtdynamik:
Fühlt sich das Kind sicher?
Hat es die Gewissheit, dass Mama oder Papa da sind, wenn es drauf ankommt?
Gibt es nach Streit wieder eine liebevolle Annäherung?

"Das kleine WIR zu Hause" von Daniela Kunkel
Typische Situationen, bei denen Eltern Panik bekommen
Trauma bei Kindern

1. Ich habe mein Kind angeschrien
Kommt vor.
Wichtig: Danach runterfahren, durchatmen und zeigen, dass du trotzdem da bist. „Das war gerade zu viel, tut mir leid“ wirkt Wunder.
2. Ich war nicht da, als es mich gebraucht hat
Sei es wegen der Arbeit, eines Notfalls oder weil du einfach mal deine Ruhe brauchtest – das macht dich nicht zur schlechten Mutter oder zum schlechten Vater. Entscheidender ist, ob das Kind grundsätzlich darauf vertrauen kann, dass du da bist.
3. Ich habe es zu früh in die Kita gegeben
Kinder gewöhnen sich meist schneller ein, als wir denken. Problematisch wird es nur, wenn sie keine stabile Bindungsperson in der Kita haben oder sich langfristig unwohl fühlen. Wenn das Kind im Alltag glücklich und entspannt ist – alles gut.
4. Geschwisterstreit: Ich habe Partei ergriffen
Passiert. Am besten später neutral nachfühlen: „Ich habe das vorhin vielleicht nicht ganz richtig eingeschätzt. Wie hast du dich dabei gefühlt?“
Wann es wirklich kritisch wird
Falls dein Kind plötzlich:
oft ängstlich oder verstummt ist,
extreme Wutausbrüche hat,
kaum noch lacht oder spielt,
sehr anhänglich oder völlig distanziert ist,
körperliche Beschwerden ohne erkennbare Ursache hat (Bauchweh, Kopfschmerzen),
könnte das auf eine ernsthafte seelische Belastung hindeuten. In solchen Fällen ist psychologische Unterstützung oft dringend notwendig. Gerade in der systemischen Therapie können familiäre Dynamiken betrachtet und aufgelöst werden, um das Kind nachhaltig zu entlasten. Frühe Hilfe kann verhindern, dass sich langfristige psychische Probleme entwickeln.

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Fazit:
Dein Kind braucht keine perfekten Eltern – sondern echte
Fehler machen wir alle. Wichtig ist nicht Perfektion, sondern eine stabile, liebevolle Bindung. Solange dein Kind weiß, dass du da bist und es ernst nimmst, kann es mit schwierigen Momenten umgehen.
Also: Atme tief durch, mach weiter – und hör auf, dich für jedes kleine Missgeschick zu verurteilen. Dein Kind braucht kein Superelternteil, sondern dich, mit all deinen Ecken und Kanten. Und weißt du was? Es liebt dich genau so.
Perfekt wäre es übrigens auch nicht, wenn Eltern sich nie streiten würden. Kinder lernen aus Diskussionen und Konflikten. Sie sehen, dass man sich streiten kann, ohne dass die Welt untergeht – und dass es möglich ist, sich wieder zu vertragen. Eine gesunde Streitkultur vermittelt, dass man Probleme ansprechen und gemeinsam lösen kann. Das gibt Kindern nicht nur Sicherheit, sondern stärkt auch ihre Resilienz. Wichtig ist, dass sie erleben, dass ein Streit am Abend beigelegt wird und man am nächsten Tag wieder miteinander lachen kann.
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