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Warum die Interaktion in der Kita über den Erfolg in der Schule entscheidet – und was das für den Kita-Alltag in Deutschland bedeutet! (Verhaltensauffälligkeiten im Kita-Alltag)

Aktualisiert: 18. Apr.



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In den letzten Jahren hat sich die Forschung immer mehr darauf konzentriert, wie wichtig die Beziehung zwischen Fachkräften und Kindern für den Lern- und sozialen Erfolg der Kinder ist. In einer aktuellen Studie von Johanna Lieb, Yvonne Reyhing und Sonja Perren wurde untersucht, wie sich die Qualität der Interaktionen zwischen Fachkräften und Kindern auf deren Lernverhalten und soziale Beziehungen auswirkt (Lieb, Reyhing & Perren, 2024). Was bedeutet das für den Alltag in Kitas in Deutschland, wo Vorschule immer weniger an Bedeutung gewinnt und immer mehr Kinder mit Entwicklungsverzögerungen und Störungen in die Grundschule starten?



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Kita-Realität in Deutschland: Wenig Zeit, viel Stress und immer mehr Kinder mit Problemen


In vielen deutschen Kitas ist der Alltag hektisch. Die Betreuungsverhältnisse sind häufig zu hoch, die Fachkräfte müssen sich um immer mehr Kinder kümmern und haben wenig Zeit, individuell auf die Bedürfnisse eines jeden Kindes einzugehen. Kinder mit Verhaltensauffälligkeiten, Emotionsproblemen oder Lernschwierigkeitenbekommen dadurch nicht die nötige Unterstützung, die sie brauchen. Stattdessen geht es vor allem darum, die Kinder in die Gruppenstruktur einzubinden und sicherzustellen, dass alle gut durch den Tag kommen.

Aber was viele nicht wissen: Diese unzureichende Unterstützung hat langfristige Auswirkungen. Kinder, die in der Kita keine guten Erfahrungen mit Fachkräften machen, die ihre Gefühle nicht richtig steuern können oder keine positiven sozialen Kontakte aufbauen, nehmen diese Defizite mit in die Grundschule. Dort warten sie dann mit unzureichenden Lernstrategien, wenig Motivation und schlechten sozialen Kompetenzen auf. Wenn diese Kinder keine positive Emotionsregulation entwickelt haben, können sie sich oft nicht konzentrieren oder reagieren schnell mit Aggressionen auf Frustration oder stressige Situationen.


Die Studie: Was bedeutet „gute Interaktionen“? Verhaltensauffälligkeiten im Kita-Alltag

In der Studie wurde auch untersucht, ob Kinder mit einer besseren Fähigkeit, ihre Emotionen zu steuern, besser in der Lage sind, von diesen positiven Interaktionen zu profitieren. Und tatsächlich zeigt sich: Kinder, die lernen, ihre Gefühle zu kontrollieren, entwickeln mehr Lernmotivation, Kooperationsbereitschaft und weniger aggressives Verhalten. Es ist also nicht nur die Qualität der Fachkraft-Kind-Interaktion entscheidend, sondern auch, wie gut ein Kind in der Lage ist, mit seinen Gefühlen umzugehen.


Der Übergang in die Grundschule: Eine Hürde für viele Kinder


Stellen wir uns vor, wie der Übergang von der Kita in die Grundschule aussieht, wenn die Kinder in der Kita keine gute Unterstützung bei ihrer Emotionsregulation oder ihrer sozialen Entwicklung erhalten haben. Kinder, die keine Lernstrategien entwickelt haben, weil sie zu wenig Unterstützung bei der Fokussierung auf Aufgaben bekommen haben, kommen in die Schule und haben plötzlich riesige Schwierigkeiten, den Anforderungen gerecht zu werden. Das gleiche gilt für sozial auffällige Kinder, die in der Kita nicht gelernt haben, wie man Konflikte mit anderen Kindern friedlich löst oder wie man in einer Gruppe kooperiert.

Die Folgen? Diese Kinder zeigen oft aggressives Verhalten, haben Probleme bei der Integration in die Klassengemeinschaft und schwächeln im Lernen. Ein Teufelskreis entsteht: Je weniger sie in der Kita gelernt haben, desto schwieriger wird die Anpassung in der Grundschule. Die Kinder geraten zunehmend unter Druck, was die Probleme nur noch verstärken kann. Sie verlieren selbst das Vertrauen in ihre eigenen Fähigkeiten, was wiederum ihre Schulmotivation sinken lässt.


Was bedeutet das für die Praxis in der Kita?

Die Studie zeigt eindeutig, dass gute Beziehungen zwischen Fachkräften und Kindern für die Entwicklung der Kinder entscheidend sind. Doch in der Realität vieler Kitas bleibt wenig Zeit für eine vertiefte Beziehungspflege. Der Fachkräftemangel und die hohe Kinderzahl pro Erzieherin machen es schwierig, jedes Kind individuell zu fördern und zu unterstützen.


Was muss also passieren?

  1. Mehr Zeit für individuelle Betreuung – Fachkräfte brauchen die Möglichkeit, sich intensiver mit den Kindern auseinanderzusetzen und ihre sozialen und emotionalen Fähigkeiten gezielt zu fördern.

  2. Schulungen für Fachkräfte – Es braucht Fortbildungen, die den Fachkräften beibringen, wie sie mit schwierigen Verhaltensweisen umgehen und Emotionsregulation gezielt fördern können.

  3. Kleinere Gruppen – Weniger Kinder pro Gruppe bedeuten mehr Zeit für die einzelne Betreuung. So kann gezielt an den sozialen und emotionalen Fähigkeiten der Kinder gearbeitet werden.

  4. Frühzeitige Intervention – Kinder, die auffälliges Verhalten zeigen, sollten nicht erst in der Grundschule auffallen. Frühzeitige Intervention in der Kita kann helfen, Probleme bereits vor dem Übergang zur Schule zu adressieren.


Fazit: Die Kita als Fundament für die Grundschule


Die Kita spielt eine entscheidende Rolle dabei, wie gut ein Kind später in der Grundschule zurechtkommt. Wenn Kinder in der Kita Unterstützung dabei erhalten, ihre Gefühle zu regulieren, positiv zu lernen und gute soziale Beziehungen aufzubauen, sind sie besser gerüstet für den Übergang in die Schule.

Doch der aktuelle Kita-Alltag in Deutschland ist dafür leider nicht immer geeignet. Es braucht dringend Veränderungen: mehr Zeit für Fachkräfte, bessere Schulungen und eine Anpassung der Strukturen, damit die Kita wieder zu einem Ort wird, der Kinder wirklich auf das Leben und den Schulalltag vorbereitet.

Sonst werden wir weiterhin erleben, wie immer mehr Kinder mit verhaltensbedingten Problemen und Emotionsschwierigkeiten die Grundschule erreichen – und der Teufelskreis beginnt von neuem.


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